Wie repariere ich meinen Thonetstuhl, wenn Thonet*Antik nicht mehr da ist
Einige Gedanken zur Reparatur
Wer etwa glaubte, jetzt kämen die Hinweise auf Nachhaltigkeit, Resourcenschonung, programmierten Verschleiss, beabsichtigte Reparaturerschwernis, Wegwerfmentalität und den ganzen Rest, findet natürlich meine Zustimmung, aber… geschenkt, das wissen und der Meinung sind wir alle, da brauchen wir kein gegenseitiges Schulterklopfen.
Der Hintergrund dieser Aktion ist ein anderer. Ich frage mich nämlich schon seit langem, was das Reparieren mit unserer Wahrnehmung der reparierten Dinge und von uns selbst, wenn wir die Reparateure sind, wohl macht.
Schon immer habe ich meine Kunden ermuntert, das bei mir gekaufte Wunschobjekt doch selbst instand zu setzen. Meine selbstsüchtige Absicht war, die Werkstatt zu entlasten; sie war der Engpass im Verkauf. Überzeugt habe ich manchen Käufer mit einem Argument aus eben dem Thema dieser Überlegungen. Antiquitätenkauf ist eine emotionale Sache, das konnte ich steigern, denn keiner widersprach, wenn ich sagte: „Was glauben Sie, wie Sie Ihren Stuhl lieben werden, wenn Sie ihn selbst aufgearbeitet haben, selbst wenn er nicht so professionell wird, wie von uns gemacht.“ Bingo! Zonk! Das hat immer gesessen!
Hatten Käufer Bedenken, ob der reparierte Stuhl gut aussehen oder ob man es stark merken wird, konnte ich ein weiteres emotionales Argument wirken lassen: “ Eine gut gemachte Reparatur darf man sehen, denn sie zeigt, wie sehr man den Stuhl liebt, wenn er einen solchen Aufwand wert war.“ Das überzeugte alle – ausser die Sammler des „Originalzustandes“, aber die sind ja sowieso aus der Rationalität ausgetreten, denn Sammler ist per Definition einer, der mehr in die Wohnung trägt, als diese aushält.
Wir, mein Restaurator und ich, haben anderes an uns beobachtet. Ich hatte anfangs das starke Gefühl, das Chaos aufzuhalten, der Entropie entgegen zu wirken, ihr sozusagen die geballte Faust in die grinsende Visage zu hauen und die Beizeflasche über den Schädel zu ziehen. Nichts anderes ist das als dem Tod den Stinkefinger zu zeigen, aber das erkenne ich erst jetzt, wo ich das schreibe… Mein Restaurator hat oft Notreparaturen – wir nennen das haltbaren Pfusch, der nicht ausleiert – viel besser gemacht, als vereinbart war. „Der Stuhl hat doch auf absehbare Zeit nicht wieder diese Chance“ war sein Argument, die Gewinnzone der Werkstatt zu sprengen.
Gegenseitig haben wir uns unsere Reparaturen gezeigt und einen gelungenen Schnitt für eine Leimpassung mit „hui-spacig“ bewertet oder ein einfaches „gut!“ als ausreichenden Kommentar gegeben. Also kommt zur Freude des Machens die Lust am Zeigen hinzu. Das ist auf meinem zukünftigen Acker des Bugholzweizens sicher noch stärker zu spüren.
Dieser Überlegungen eingedenk biete ich den Besuchern des 24. 10. 2015 die Chance, auch etwas selbst zu machen. So ist z.B. das Objekt auf der Einladung nachzubauen, oder die Herausforderung ist, 12 Stühle so zu stapeln, dass das Türmchen selbst frei stehen bleibt. Viel Vergnügen an weiteren Aufgaben. Zur Einladung klicken Sie bitte unten auf das Link.
Die letzte Aktion am Sa., 15. 11. 2015 wird diesen Gedanken zuwider laufen, sie heißt
„12 Stühle stapeln“ Aktions -Video
„Jonc-Geflecht“ Aktions- Video
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